Sie kennen die Begriffe Ebbe und Flut? MTHW oder Normal-Null sind aber für Sie böhmische Dörfer? Dann ist diese Seite bestimmt etwas für Sie, denn hier können Sie noch etwas lernen.
Zunächst sollte erst einmal klar gestellt werden, was die Gezeiten überhaupt hervorruft. Dies ist mit der Hilfe einiger Bilder nicht schwer zu erklären. Zunächst einmal zum Mond:
Bild 1: Die Entstehung der Gezeiten auf der Erde.
(Die Größen und Entfernungen sind nicht maßstabsgetreu.)
Man muß wissen, daß der Mond eine gewisse Anziehungskraft auf die Wassermassen, die die Erde bedecken, ausübt. Damit ist der »Wasserberg« auf der Mondseite der Erde zu erklären. Der andere Wasserberg auf genau der entgegengesetzten Erdhälfte wird durch Fliehkräfte hervorgerufen.
Aber nicht nur der Mond übt Kräfte auf die Wassermassen der Erde aus, sondern auch die Sonne. Diese bewirkt die Entstehung von Spring- und Nipptide.
Bild 2: Die Entstehung von Spring- und Nipptide auf der Erde.
(Die Größen und Entfernungen sind nicht maßstabsgetreu.)
Man kann hier auf der Zeichnung erkennen, daß bei Neu- und Vollmond auf der Erde die sogenannte »Springtide« herrscht, bei Halbmond »Nipptide«. Die Erklärung hierfür ist ebenfalls recht einfach: Man sieht, daß bei Voll- und Neumond Mond, Erde und Sonne in einer Linie sind. Dadurch interferieren (überlagern) sich die Anziehungs- und Fliehkräfte von Mond und Sonne konstruktiv (verstärkend). Hierdurch ist bei Springtide ein höheres Hochwasser sowie ein niedrigeres Niedrigwasser zu verzeichnen.
Der umgekehrte Fall tritt bei Nipptide ein. Hier wird das Wasser zwar immernoch vom Mond angezogen; dies aber nicht mehr so hoch, da die Anziehungskraft der Sonne gerade da, wo auf der Erde Niedrigwasser ist, ansetzt. Dadurch läuft das Niedrigwasser nicht ganz so weit ab, während das Hochwasser ebenfalls nicht so hoch wie normal aufläuft.
Soviel dazu. Aber nicht nur der Mond und die Sonne beeinflussen die Wasserstände, sondern auch die Winde. So werden die höchsten Wasserstände in der Deutschen Bucht bei Wind (Sturm oder Orkan) aus nordwestlichen Richtungen verzeichnet.
Bild 3: Einteilung in verschieden schwere Fluten.
Hier nun eine Einteilung in verschiedene Flutgrade. »Normal-Null« bezeichnet also die genaue Mitte zwischen dem mittleren Hoch- und dem mittleren Niedrigwasser (jeweils ein Ausschlag von etwa 1,40 Metern auf Wangerooge).
Wenn Sie im Radio bei den Wasserstandsvorhersagen also eine bestimmte Höhe über »Normal-Null« oder über »Normal« hören, dann wissen Sie anhand der folgenden Zeichnung, um welchen Flutgrad es sich handelt. (Auch die Radiosender machen leider oft Fehler und verwechseln Normal-Null (NN) und Normal-Hochwasser (MTHW, oft als »Normal« bezeichnet), dabei ist NN 1,40 m unter dem MTHW.)
Eine »Orkanflut« tritt eigentlich nur auf, wenn alle Faktoren in extremem Maße gleichzeitig zusammentreffen. »Schwere Sturmfluten« gibt es da schon häufiger, allerdings in manchen Jahren gleich mehrere und in manchen Jahren überhaupt keine.